In meiner Serie zu Brett- und Gesellschaftsspielen zeige ich euch das eine oder andere Spiel, das ich selbst spiele oder mal gespielt habe. Denn häufig frage ich mich selbst: Was gibt es denn noch so für tolle Spiele?
Als erstes Spiel zeige ich euch heute: Dominion von Donald X. Vaccarino in Deutschland ehemals vom Verlag Hans im Glück und heute durch Rio Grande Games vertrieben.
Eigentlich heißt das Grundspiel „Dominion – Was für eine Welt!“ aber aufgrund einiger rechtlicher Änderungen zwischen Hans im Glück und Rio Grande Games heißt es nun Dominion – Das Basisspiel. Auf die Hintergründe der verschiedenen Dominion Versionen, Editionen und Erweiterungen gehe ich irgendwann in nachfolgenden Beiträgen einmal ein, dieser Beitrag bezieht sich auf Dominion im Generellen, erklärt anhand meines Grundspiels „Dominion – Was für eine Welt!“.Dominion ist im Wesentlichen ein Kartenspiel, das aber nicht so klassisch „funktioniert“ wie die meisten Kartenspiele, die man kennt. Es gibt kein Spielbrett und keine Figuren oder so, sondern „nur“ schön aufgemachte Karten. Davon aber gleich umso mehr verschiedene Karten, alle mit ihren eigenen Funktionen.
Der Hintergrund des Spiels ist eigentlich, dass man mit einem kleinen Fürstentum – Dominion – startet und dieses Reich immer weiter „ausbaut“, indem man seine Kartenstapel um weitere Karten ergänzt. Dabei gibt es nahezu unendlich viele Möglichkeiten, das eigene Königreich zu vergrößern: Konzentriert man sich zuerst auf finanzielle Mittel, oder gleich zu Anfang auf die besonderen Königreichkarten? Oder nimmt man gleich am Anfang Punkte mit?
Das auf Dauer spannende an Dominion ist, dass immer nur mit ausgewählten, empfohlenen oder auch zufälligen Karten gespielt wird, wodurch sich das Spiel immer wieder anders gestaltet als beim letzten Mal. Und: Auch wenn ich selbst viel Dominion spiele, jedes Mal kommen mir neue Ideen und Ansätze, wie ich es vielleicht hätte besser machen können.
Wie funktioniert das Ganze?
Es gibt in Dominion diverse Grundkartenstapel, die in jedem Spiel eingesetzt werden, zum Beispiel die Geldkarten „Kupfer“, „Silber“ und“ Gold“. Geldkarten sind gelb-goldfarben. Weitere Grundkarten sind die drei Punktekarten (grün) „Anwesen“, „Herzogtum“ und „Provinz“. Es gibt noch eine weitere Karte, die zu den Grundkarten gehört, diese ist jedoch lila. Dabei handelt es sich um eine Fluchkarte, die in manchen Spielen gebraucht wird, generell aber immer dazu gehört.
Aus diesen Grundkarten besteht auch der „Startbestand“ eines jeden Spielers, nämlich aus 3 Anwesen und 7 Kupfer. Das ist das eigene Dominion zum Anfang eines jeden Spiels.
Neben den Grundkarten wird ein Dominion Spiel aber noch mit 10 je Spiel wechselnden, weiteren Königreich-Karten gespielt. Dabei handelt es sich meistens um Aktionskarten (weiß), es können sich aber auch Punktekarten (grün), Geldkarten (gelb-gold) oder auch kombinierte Karten (z. B. Punkte UND Aktion, grün-weiß) darunter befinden.
Die Aktionskarten teilen sich in mehrere verschiedene Typen auf: „einfache Aktionen“ (weiß), „Angriffs-Aktionen“ (weiß) und „Reaktions-Aktionskarten“ (blau). Dabei wirken einfache Aktionen meist nur für einen selbst, Angriffsaktionen haben im Regelfall eine Wirkung auf den / die Mitspieler und die blauen Reaktions-Aktionskarten können bei Angriffsaktionen der Mitspieler besondere zusätzliche Effekte entfalten.
Alle Karten bei Dominion sind gleich aufgebaut:
Unten links auf der Karte steht der Geldwert der Karte, sozusagen der Kaufpreis (z.B. 3 Geld). Mittig unten wird der Kartentyp ausgeschrieben (z.B. Aktion). Unten rechts ist ein Symbol der Dominion Edition / Erweiterung, aus der die Karte stammt (später sehr hilfreich beim Sortieren).
Die Farbe der Karte entspricht wie schon beschrieben dem Kartentyp (z.B. weiß, Aktion). Oben auf der Karte ist der Kartenname angegeben, und bei Geldkarten ebenfalls der Geldwert. Am wichtigsten ist jedoch mittig auf der Karte beschrieben oder gezeigt, was die Karte ermöglicht, wenn diese genutzt wird (der Geldwert, der Punktewert, die Aktionen, …).
Damit ist alles beschrieben, was für ein Spiel Dominion benötigt wird. 6 + 1 Grundkarten und 10 der verfügbaren Königreich-Karten.
Jeder der Mitspieler erhält 7 Kupfer und 3 Anwesen als Startkarten, mischt diese, legt diese links von sich verdeckt ab und bildet damit seinen Nachziehstapel.
Rechts von dem Nachziehstapel wird der eigene Zug ausgeführt, der Übersicht halber „von links nach rechts und eventuell nach unten“. Rechts von sich hat jeder Spieler seinen Ablagestapel, auf dem nach einem Zug alle Karten, die auf der Hand sind oder gespielt wurden, offen abgelegt werden.
Ein Spielzug als Beispiel
Vor dem ersten Spielzug zieht jeder Spieler 5 Karten von seinem Nachziehstapel. Diese Karten hält man verdeckt auf der Hand, und bilden die Hand für die nächste Runde.
Ein Spielzug ist in drei Phasen aufgeteilt:
1. Aktionen
2. Kaufen
3. Aufräumen
Phase 1 – Aktion
Grundregel: Man darf pro Spielzug genau eine Aktion ausführen.
Falls man also eine Aktionskarte auf der Hand hat, so darf man diese Aktionskarte ausspielen und die angegebenen Aktionen von oben nach unten auf der Karte stehend ausführen. Eine einfache Aktionskarte (der „Jahrmarkt“) hat als Aktionen folgendes angegeben:
+ 2 Aktionen
+ 1 Kauf
+ 2 Geld
Das bedeutet dann folgendes:
In diesem Spielzug darf ich noch zwei weitere Aktionen ausspielen.
und
In diesem Spielzug habe ich einen zusätzlichen Kauf.
und
In der Kaufphase dieses Zugs habe ich zwei extra Geld verfügbar.
Falls ich nun noch weitere Aktionskarten habe, darf ich diese nun weiter ausspielen, da ich ja noch zwei „Extra-Aktionen“ offen habe. Habe ich keine weiteren Aktionskarten mehr, beende ich meine Aktionsphase.
Phase 2: Kaufen
Grundregel: Man darf mit dem in diesem Zug zur Verfügung stehenden Geld genau eine Karte kaufen.
Gehen wir nun einmal davon aus, ich habe noch drei Kupfer (Wert: je ein Geld) und ein Silber (Wert: je zwei Geld) auf der Hand, dann lege ich mein Geld am Anfang der Kaufphase aus und habe dadurch in diesem Zug 5 Geld verfügbar. Da mein Jahrmarkt aus der Aktionsphase mir einen weiteren Kauf ermöglicht und mir zwei extra Geld gibt, kann ich nun also bis zu zwei Karten aus dem Vorrat kaufen, die zusammen bis zu 7 Geld kosten. Dabei sind ALLE Karten im Vorrat gemeint, sowohl die Grund- als auch die Königreich-Karten.
Also kaufe ich mir beispielsweise ein Herzogtum (3 Punkte, Kosten 5 Geld), und ein Kupfer (Geldwert 1, Kosten 0 Geld). Die gekauften Karten lege ich offen auf meinen Ablagestapel (rechts von mir). Ich hätte mir hierbei auch nur das Herzogtum kaufen können (der zweite mögliche Kauf verfällt), oder auch andere Karten die insgesamt bis zu 7 (1+1+1+2… +2) Geld kosten.
Da ich keine Käufe mehr habe, endet meine Kaufphase dadurch.
Phase 3 – Aufräumen und Nachziehen
In der Aufräumphase lege ich alle meine aktuellen Karten offen auf meinen Ablagestapel. Damit sind sowohl die Karten gemeint die ich ausgelegt habe, als auch die, die ich noch auf der Hand habe. Man kann also nicht so ohne weiteres Karten für einen nächsten Zug aufheben. (Es gibt zwar Karten, die dies ermöglichen, aber generell darf man keine Karten „auf der Hand behalten“.)
Am Ende der Aufräumphase ziehe ich wieder 5 Karten von meinem Nachziehstapel nach. Sollte dieser beim Nachziehen leer werden, mische ich meine gesamte Ablage (also auch alle Karten die ich gekauft oder genommen oder anderweitig dazu bekomme habe und auch alle Karten, die ich gerade abgelegt habe) und mache aus dieser meinen neuen Nachziehstapel. Dann fülle ich meine Kartenhand auf 5 Karten auf und der Spieler links von mir ist dran.
Das heißt letztlich…
- Die meisten Dinge die ich in Dominion tue, haben nicht sofort eine Auswirkung auf mich. Denn:
- Ich erweitere durch den Kauf von Karten mein Dominion, aber es kann je nach Stapelgröße schon eine Weile dauern, bis meine neuen Karten auf meiner Hand landen. (Vorausschauend und planend spielen!)
- Die Grundregeln von Dominion sind sehr einfach gehalten (1 Aktion, 1 Kauf, 3 Phasen)
- Aber…
Weitere Fakten und Hinweise
- Jede Regel kann durch Kartenanweisungen verändert oder außer Kraft gesetzt werden (dies ist dann eindeutig und klar auf Karte und in der Anleitung ersichtlich)
- Manche Dinge erscheinen auf den ersten Blick logisch, stellen sich dann jedoch als ungeschickt heraus
- Beispiel: Die Karten, die man am Anfang eines Spiels kauft, bekommt man viel häufiger auf die Hand, als die Karten die man später kauft. Denn am Anfang durchläuft man seinen kleinen Kartenstapel viel häufiger (bei 10-15 Karten alle 2-3 Züge), wenn man aber viel gekauft hat und bereits 40 Karten hat, dann nur noch knapp alle 6-8 Züge…
- Zweites Beispiel: Am Anfang ist es vielleicht noch sinnvoll Kupfer zu kaufen, am Ende jedoch meistens nicht, da man dadurch die größeren Geldkarten, die man hat, „entwertet“, da diese seltener auf die Hand kommen. Es ist meistens viel besser nur 6 Gold (Wert: je drei Geld) zu haben, als 6 Gold und 20 Kupfer (Wert: je ein Geld).
Anweisungen auf Aktionskarten
Die Anweisungen auf Aktionskarten müssen (wenn nicht anders angegeben: du darfst) immer von oben nach unten ausgeführt werden. Die Anweisungen bedeuten das folgende:
- + 1 Aktion: Man darf in seinem Zug eine weitere Aktion spielen (zuerst wird jedoch die aktuelle Aktion beendet). Man muss sich dies so vorstellen als hätte man ein Konto mit verfügbaren Aktionen, und man erhält für diesen Zug eine extra.
- + 1 Karte: Man muss sofort eine Karte vom eigenen Nachziehstapel nachziehen, ist dort keine Karte, muss die Ablage sofort gemischt werden und dann eine Karte nachgezogen werden.
- + 1 Kauf: Man darf in seiner Kaufphase eine zusätzliche Karte kaufen.
- + 1 Geld: Man hat in seiner Kaufphase 1 Geld zusätzlich zum ausgelegten Geld für Käufe verfügbar.
- Text: Auf jeder Aktionskarte können Texte stehen, die genau so wie beschrieben ausgeführt werden müssen. Dabei gibt es einige „Formulierungen“, die bestimmte Bedeutungen haben:
- „nimm dir“ die Formulierung „nimm dir“ bedeutet, dass man sich eine (bestimmte / eingegrenzte) Karte z.B. von einem Stapel aus dem Vorrat nimmt und offen auf den eigenen Ablagestapel legt, so als hätte man sie gerade gekauft (es ist aber kein Kauf!).
- „nimm dir… direkt auf die Hand“ bedeutet dementsprechend, dass die Karte direkt auf die Hand genommen werden kann, und somit sofort im gleichen Zug verfügbar ist.
- „nimm dir…“ und weitere Anweisungen; die Karte bestimmt, was mit der genommenen Karte passiert.
- „jeder Mitspieler…“ bedeutet exakt wie es dort steht, dass jeder Mitspieler die angegebenen Dinge tun muss.
- „jeder Spieler…“ hingegen bedeutet, dass jeder Spieler (also auch man selbst) die angegebenen Dinge tun muss.
- …
Wenn man dies nun einmal als Beispiel nimmt, dann kann man recht schnell schon erkennen, dass das eigene Dominion sich in der Gestaltung sehr schnell ändern kann. Dabei ist man immer etwas davon abhängig, dass man aus dem, was man bekommt (passende Geldkarten / Aktionskarten) möglichst immer das „erwirtschaftet“, was einen selbst am meisten nach vorne bringt. Charmant dabei: Viele, viele Wege führen nach Rom, bzw. zum Sieg.
„Und wie lange geht das?“
Es gibt zwei mögliche Enden bei Dominion:
- Sobald alle teuersten Punktekarten aus dem Vorrat („Provinz“) aufgebraucht sind (also gekauft, genommen oder vernichtet) wurden, endet das Spiel sofort.
- Sobald 3 beliebige Kartenstapel aus dem Vorrat aufgebraucht sind, endet das Spiel sofort.
Beim Spielende ermitteln alle Spieler die Punktezahl in ihrem eigenen Dominion (also allen Karten, die dem Spieler gehören: Nachziehstapel, Handkarten, ausliegende Karten und Ablagestapel) und der oder diejenige mit den meisten Punkten gewinnt.
Besonders spannend wird das Zählen, wenn besondere Punktekarten im Spiel sind, die Ihren Punktewert nicht fest vergeben, sondern anhand anderer Karten bestimmen (ein Herzog hat beispielsweise den Wert „1 je Herzogtum im eigenen Deck“).
Alle Nicht-Punktekarten bringen im Normalfall keine Punkte.
Schlusswort und „Bewertung“
Alles in allem kann ich sagen, Dominion hat eine geniale Art „mit wenigen Mitteln“ viel zu erreichen. Die Regeln insgesamt sind anhand dieses Beitrags fast schon vollständig erklärt, viel lernen muss man für Dominion also nicht.
Die ganzen vielen verschiedenen Karten, die allein schon ein Dominion Paket enthält, bieten viele verschiedene Kombinationsmöglichkeiten, die das Spiel immer und immer wieder verändern. In der Anleitung werden einige „einsteigerfreundliche“ Kombinationen aus Karten vorgeschlagen, die sich gut zusammen spielen lassen. Generell kann man die Karten aber auch anhand der mitgelieferten Platzhalterkarten (andere Farbe auf der Rückseite) zufällig ziehen und erhält trotzdem fast immer schöne Kombinationen.
Wie bereits „angedroht“, will ich einmal versuchen, Dominion „generell“ in meine „Bewertungsschablone“ zu pressen, mal sehen, was dabei herauskommt:
Allgemeines
Spieltyp: | schnell |
Spielart: | interaktiv, gegeneinander |
Material: | Karten |
Spieldauer: | 30-50 Minuten je Spiel |
Spielerzahl: | von 2 bis 4, mit „mehr Grundkarten“ erweiterbar bis 6 |
Spielgenre: | Strategie, Logik |
für wen?: | Brettspielgruppen, Brettspielliebhaber, Vielspieler, Gelegenheitsspieler |
gut zu zweit spielbar: | ja definitiv |
gut mit mehr als vier Personen spielbar: | ja, mit Einschränkungen |
Bewertung
Spaß / Frust-Faktor: | sehr viel Spaß und selten Ärger |
Suchtfaktor: | geht immer, nach 3 oder 4 Spielen reicht es dann aber auch… erst mal… für ein paar Stunden… |
Abwechslungsreichheit: | jedes Spiel ist anders |
Regelwerk: | gut verständlich, einfach |
Erklärtempo: | knapp 4,5 Regeln und 10 Minuten erklären |
Wann gespielt: | Immer mal wieder, an Brettspiel-Nachmittagen, an Brettspiel-Tagen, zwischendurch, überall |
Preis: Normal für ein gutes Gesellschaftsspiel. Schau doch einfach mal rein!
Ich hoffe der Überblick über das erste Spiel, das ich euch vorstellen will ist mir ganz gut gelungen. Habt ihr Fragen? Regelfragen zum Spiel? Verständnisfragen? Kritik oder Anregungen?
Dann lasst mir doch bitte einfach einen Kommentar da, ich antworte euch dann. Der nächste Beitrag zu Dominion wird eine Übersicht über die verschiedenen Versionen, Editionen und Erweiterungen sein.
Dominion beim Campen auf dem Rasen? Na klar!
Grüße,
Jammy
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